Jakobs Weg

Der Segen

Mehr als ein frommer Wunsch

Gesegnete FamilieDer Segen, den Isaak über Jakob spricht, zeigt: Ein Segen ist kein frommer Wunsch und auch kein Zauberspruch. Er ist ein Versprechen, das nicht von Menschen, sondern nur von Gott selbst eingelöst werden kann. Wer einen anderen Menschen segnet, verspricht ihm eine Kraft zum Leben, die der Gesegnete von Gott erwarten darf. Im Alten Testament ist der Segen oft ganz praktisch mit Wohlstand und Fruchtbarkeit verbunden: Reiche Ernte, eine Menge Vieh und viele Kinder.

Der Segen ist dabei auch im Alten Testament nicht einfach eine Belohnung für frommes Verhalten. Er ist wie ein Geschenk, das man sich nicht erarbeiten oder verdienen muss. Und: Er ist nicht als "Privatbesitz" gedacht, an dem man sich festklammert. Er darf und soll an andere weitergegeben werden.

Ein reiches Erbe?

Esau ist wütendDer Segen ist oft auch missverstanden und missbraucht worden. Im Ersten Weltkrieg wurden in Gottesdiensten die Waffen gesegnet - auf beiden Seiten. Gesegnet ist aber nur, was dem Leben dient - und nicht, was dazu dient, Leben zu vernichten. Ein Segen auf Kosten anderer - das klappte noch nie.

Das musste auch Jakob erfahren: Als er gegen seinen Bruder an den Besitz und Segen seines Vaters kommen wollte, brachte er sich selbst in Lebensgefahr. Er konnte das, er für das Erbe hielt, nicht antreten, sondern musste vor seinem Bruder fliehen. Was er auf seinem Weg erst nach und nach erfuhr: Mit dem Segen hatte Isaak ihm noch ein ganz anderes Erbe vermacht.

Segen als Wegbegleiter der Kinder Gottes

Jakob wurde zum Erben des Segens, den Gott schon Abraham zugesagt hatte: "Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein." Ein Segen, der Zuwendung verspricht - zu Gott und dem Nächsten. Dieser Segen ist allen Menschen versprochen, die sich und ihr Leben Gott anvertrauen wollen. Er gilt nicht nur den "Frommen" oder "Braven": Jesus hat seine Jünger dazu aufgerufen, die Feinde zu lieben - und diejenigen zu segnen, die einen verfolgen. Wer seinen Feind segnen kann, bekommt einen neuen Blick für diesen Menschen - und darf darauf hoffen, dass der Segen auch den anderen verändert.

Segnender PfarrerDer Segen kann neues Vertrauen in die Zukunft schenken - gerade dann, wenn diese unsicher ist. Am Ende des Gottesdienstes steht deshalb in vielen Gemeinden der Segen, den schon Aaron dem Volk Israel zugesprochen hat und der alle "Kinder Gottes" auf dem Weg in die neue Woche begleitet:
"Der Herr segne euch und behüte euch,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch
und sei euch gnädig,
der Herr erhebe sein Angesicht auf euch
und gebe euch Frieden."