Da ist der Wurm drin
Aber am Morgen, als die Morgenröte anbrach, ließ Gott einen Wurm kommen;
der stach die Staude, dass sie verdorrte.
Jona 4,7
Der Countdown läuft
In den Bergen über der Stadt suchte ich mir ein Lager und zählte die Tage. Was, wenn der HERR sich wirklich über die Niniviten erbarmen sollte? Was würde ich daheim erzählen, wenn tatsächlich NICHTS passieren würde?
Nach Ninive zu gehen, um den Untergang anzukündigen - das hatte immerhin noch etwas. Aber wenn der Untergang ausblieb, war das für mich nur peinlich. Entweder würden mich die Leute in Israel als falschen Prophet verspotten - oder sie würden mich steinigen, weil ich dem Feind zur Gnade des HERRN verholfen habe.
Unter der Sonne Ninives
Noch waren die vierzig Tage nicht vorüber. Der heiße Ostwind machte mir schwer zu schaffen. Ich hatte mir aus Ästen eine kleine Hütte gebaut, aber gegen den Wind und die Sonne half das nicht viel. Dann, eines Nachts, wuchs plötzlich eine Staude genau bei meiner Hütte aus dem Boden. Innerhalb weniger Tage war sie so hoch, dass sie mich vor dem Wind schützte und richtig guten Schatten spendete.
Ich freute mich wie ein kleines Kind. Ich hüpfte und tanzte im Kreis. Hätte mich jemand gesehen, hätte er sich sicher an die Stirn getippt. Aber mich sah niemand. So genoss ich ganz für mich diese kleine Freude und lobte den HERRN.
Abgestorben
Die Freude war nicht von Dauer. Am nächsten Morgen waren von der Staude nur noch ein paar vertrocknete Blätter übrig. Ich konnte es nicht fassen. An der Wurzel krochen Würmer hervor. Und die vierzig Tage waren fast vorüber.
ER war schuld, da war ich sicher. Meine Wut war furchtbar.
Ich war am Ende. Ich schrie und tobte: "Wenn du mich so sehr hasst, warum bringst du mich nicht gleich um? Warum hast du mich überhaupt aus dem Meer gerettet, wenn du mich doch nur demütigen und quälen willst? Womit habe ich das verdient? Das ist nicht gerecht!"
